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Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Foto: Essensappell im Steinbruch, SS-Foto um 1942, Niederländisches Institut für Kriegsdokumentation, Amsterdam

KZ Flossenbürg: An der Ruhr erkrankte Häftlinge nach der Befreiung | Bild: National Archives Washington / KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

KZ Flossenbürg: An der Ruhr erkrankte Häftlinge nach der Befreiung | Bild: National Archives Washington / KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

KZ Flossenbürg: Tote Häftlinge, von US-Soldaten gefunden | Bild: National Archives Washington / KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

„Obwohl ich Flossenbürg so schnell verließ, wie ich konnte, hat mich Flossenbürg mein Leben lang nicht verlassen.“ (J. Terry)

In der 9. Jahrgangsstufe sieht der Geschichtsunterricht die vertiefte Auseinandersetzung mit der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus vor. Deshalb fand am 20. März 2023 für alle 9. Klassen des Gymnasiums Lappersdorf eine Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg statt. 

Vor Ort konnten sich die Schülerinnen und Schüler einen persönlichen Eindruck von den Auswirkungen des nationalsozialistischen Terrorregimes machen. Wichtigster Bestandteil des Besuches war die Begehung des historischen Ortes - ausgehend vom ehemaligen SS-Bereich zu dem mit elektrischem Stacheldraht gesicherten Häftlingsbereich, in dem sich ein Appellplatz, die Unterkunftsbaracken und eine Küchenbaracke befanden, bis hinunter zum Verbrennungsofen im als „Tal des Todes“ bezeichneten Teil der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Hier haben die verschiedenen Nationen, aus denen die Häftlinge stammten, jeweils einen eigenen Gedenkort geschaffen und eine würdevolle Grabstätte für die Asche aus dem Verbrennungsofen errichtet. 

Erinnerungen der ehemaligen Häftlinge begleiteten die Schülerinnen und Schüler durch die Geschichte des Konzentrationslagers Flossenbürg. Auf dem Gang durch das ehemalige KZ wurden bestehende Spuren und erhaltene Relikte entdeckt und besprochen. Auch den Fußmarsch, den die Häftlinge täglich zum nahegelegenen Steinbruch zurücklegen mussten, gingen die Schülerinnen und Schülern - bei kalten, oberpfälzischen Frühjahrstemperaturen - nach, wodurch der Hauch einer Ahnung davon entstand, was die Menschen damals – nur in Holzpantoffeln und Häftlingskleidung, die für keine Jahreszeit und auch nicht für die schwere Arbeit im Steinbruch geeignet war – durchleiden mussten, nur damit Granit für die NS-Prunkbauten gewonnen werden konnte. 

Kontrastierend zu den Erinnerungen der Häftlinge wurde auch immer wieder die Perspektive der Verantwortlichen für die hier begangenen Verbrechen deutlich. So wurde z.B. die hasserfüllte Prügelstrafe verbildlicht, die ein SS-Wachmann an einem Häftling ausübt, dessen einziges Vergehen es war, vier Kartoffeln in seinem Besitz zu haben. 

Die Schilderung einer Picknick-Szene am Rande des Stacheldrahtes, durch den hindurch zu sehen war, wie Leichen auf Schubkarren zur Verbrennung transportiert wurden, belegt die Tatsache, dass die umliegende Bevölkerung – wie in anderen Gegenden auch – sehr wohl von den Geschehnissen im ehemaligen Konzentrationslager Flossenbürg wissen konnte und gewusst hat.

Die Schülerinnen und Schüler erfuhren bei diesem Gedenkstätten-Besuch auch, dass die amerikanischen Soldaten bei der Befreiung des Lagers am 23. April 1945 Menschen vorfanden, die so schwach oder krank waren, dass sie die Todesmärsche Richtung Dachau nicht hatten antreten können und die SS-Aufseher sie deshalb zurückgelassen hatten, nicht ahnend, dass noch einige von ihnen überleben und als Zeugen über das Grauen berichten würden. Einer von diesen Überlebenden war der 15-jährige Jack Terry, der früher Jakub Szabmacher hieß und sich vor den Todesmärschen in den Schächten des Heizungssystems im KZ Flossenbürg versteckte. Da seine Familie bereits vor seiner Inhaftierung von den Nationalsozialisten in Polen ermordet worden war, schloss sich Jakub Szabmacher nach der Befreiung von Flossenbürg den Amerikanern an und verbrachte sein Leben fortan in Amerika als Jack Terry. Er war ein wichtiger Zeitzeuge, der am 30. Oktober 2022 verstarb.

Da die Fahrt in eine KZ-Gedenkstätte lehrplanmäßig verpflichtend ist und diese coronabedingt im letzten Schuljahr nicht für alle 9. Klassen durchgeführt werden konnte, fand diese Exkursion am 24.03.2023 auch für die Klassen 10a, 10b und 10c statt. 

Dr. Eva Zametzer

(Fachschaftsleitung Geschichte)