Exkursion des P-Seminars „Auf den Spuren des Widerstands in Regensburg“
Im Rahmen des P-Seminars „Widerstand in Regensburg“, dessen Ziel es ist, eine interaktive Stadtführung zu konzipieren, haben wir 12 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler eine Schaufenster-Ausstellung mit reproduzierten Bildern von Guido Zingerl in der Maximilianstraße 26 (Amt für Migration) besucht.
Freundlicherweise führten uns Frau Helga Hanusa und Herr Dr. Hans Simon-Pelanda durch diese kleine Ausstellung, sodass durch die Kenntnis der Entstehungsgeschichten der einzelnen Bilder unser Interesse geweckt und unsere Fragen beantwortet werden konnten.
Bei Betrachtung des ersten Bildes entstanden Assoziationen zu den sogenannten Todesmärschen. Zugleich wurde dabei die Haltung des „aufrechten Gangs“ eines übergroß im Vordergrund dargestellten Häftlings mit blutverschmierter Häftlingskleidung spürbar. Im Kontrast dazu sind klar erkennbare, gleichförmig dargestellte Zeichen der NS-Diktatur auf dem Bild zu sehen: Menschen in brauner Uniform und Kanonen.
Ein zweites Bild trägt den Titel „Elly Maldaque. Im Namen des Wahnsinns“. Elly Maldaque war eine engagierte und sehr beliebte Lehrerin, die in der Von-der-Tann-Schule unterrichtet hatte. Wegen ihrer privaten Kontakte zu Kommunisten erhielt sie Berufsverbot. Schließlich wurde sie für „geisteskrank“ erklärt und gegen ihren Willen in die Psychiatrie nach Karthaus-Prüll, das heutige Bezirkskrankenhaus, eingeliefert. Nach 11 Tagen war sie unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen. Das Bild zeigt Ärzte und Personen der Bürokratie, die - wie auch Maldaques Vater - direkt und indirekt zu den unzähligen medizinischen Tötungen in der NS-Zeit vor allem an geistig und/oder körperlich beeinträchtigten sowie an widerständigen Menschen beigetragen hatten.
Hier entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch über die Rolle von Ärzten, die ihre eigentliche Aufgabe während des Nationalsozialismus pervertierten.
Eine weitere Darstellung verweist auf Josef Haas, Kriegs- und Arbeitsinvalide, der als Teil der sogenannten „Neupfarrplatzgruppe“ von der Gestapo verhaftet und im KZ Flossenbürg ohne Todesurteil erschossen wurde.
Das vierte Bild verarbeitet die Geschichte des verfolgten KPD-Stadtrats Konrad Fuß und des jungen Walter Zauner, der als junger Mann in den 1950ern für seinen gewaltlosen Einsatz gegen die Remilitarisierungzu 3 1/2 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Aus Protest gegen neue Kriegsvorbereitungen hatte er die Sprengkammern der Eisenbahnbrücke über die Donau bei Mariaort zugemauert.
Die kleine Ausstellung ist in historischer und in künstlerischer Hinsicht äußerst sehenswert und bietet nicht nur Anknüpfungsmöglichkeiten für unser Fach Geschichte, sondern z.B. auch für den Kunstunterricht, da sich die Thematik auch in den Themenbereich „Bildende Kunst“ integrieren lässt.
Die Ausstellung mit den Bildern von Guido Zingerl wird zur Zeit (noch bis 28.10.) in der Buchhandlung Pustet und Unteren Bachgasse 1 (ArtUp Gallery) und anschließend von 28.10. bis 30.11. in der Schierstadt (Stadtamhof) gezeigt.
Für uns Schülerinnen und Schüler ist die Erinnerung an widerständige Menschen durch diese Bilder sehr gut greifbar geworden. Der Besuch der anschließenden Stolpersteinverlegung am Georgenplatz für Albin Relewicz, einem Zeugen Jehovas, der aufgrund seines Glaubens von den Nazis verfolgt und auch in der Psychiatrie in Regensburg ermordet wurde, vertiefte unsere Erkenntnis, dass widerständige Menschen „ein Gesicht“ bekommen sollten, wozu wir Schülerinnen und Schüler des P-Seminars „Widerstand in Regensburg“ mit unserer geplanten Stadtführung beitragen möchten.
P-Seminar Geschichte „Auf den Spuren des Widerstands in Regensburg“
und Dr. Eva Zametzer