Fachschaft Politik und Gesellschaft

„Politik ist gesellschaftliches Handeln, […] welches darauf gerichtet ist, gesellschaftliche Konflikte über Werte verbindlich zu regeln." 

(Gerhard Lembruch, Einführung in die Politikwissenschaft, Stuttgart 1968, S. 153)

 

Politik und Gesellschaft (Sozialkunde) ist an allen Gymnasien Pflichtfach in den Jahrgangsstufen 10 mit 12. Zudem besteht die Möglichkeit, es auch in Jahrgangstufe 13 als Wahlpflichtfach zu belegen.

 

Selbstverständnis des Faches Politik und Gesellschaft und sein Beitrag zur Bildung

Ziel des Unterrichts im Fach Politik und Gesellschaft ist die Demokratiefähigkeit junger Menschen. Im Zentrum des Faches steht der Mensch als soziales und politisches Wesen, das sich in eigenem Interesse mit öffentlichen Angelegenheiten beschäftigt. Gegenstände des Unterrichts im Fach Politik und Gesellschaft sind ausgehend von der Erfahrungswelt der Jugendlichen zentrale Formen, Regeln und Veränderungsprozesse des gesellschaftlichen Zusammenlebens, die demokratische Gestaltung der staatlichen Ordnung und die Möglichkeiten der politischen Mitgestaltung auf den verschiedenen politischen Ebenen. Die Politologie und die Soziologie sind die zentralen Bezugswissenschaften des Fachs.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln auf der Grundlage des im Grundgesetz verankerten Menschenbilds systematisch Demokratiekompetenz, die sie dazu befähigt, sich in der modernen Gesellschaft zu orientieren, politische Urteile zu reflektieren sowie sich eigenständig zu informieren, um politische Entscheidungen zu treffen und Verantwortung in Staat und Gesellschaft zu übernehmen.

Sie erkennen die Möglichkeiten politischer Teilhabe und Einflussnahme in einer föderal und sozialstaatlich verfassten Demokratie und sind in der Lage, gegenwärtiges Geschehen im unmittelbaren Umfeld sowie im nationalen und internationalen Rahmen reflektiert und werteorientiert zu beurteilen. Der rasche Wandel in Staat und Gesellschaft und damit verbundene grundlegende Herausforderungen des 21. Jahrhunderts werden den Jugendlichen bewusst. […] Die Gestaltung der politischen Ordnung begreifen sie als Aufgabe und Verantwortung in der Gegenwart und für die Zukunft.

Das Fach Politik und Gesellschaft fördert eine werteorientierte Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler. Diese Werteorientierung setzt ethische Maßstäbe für die eigene Lebensführung, gründet sich auf Demokratie, Frieden und Freiheit als fundamentale Prinzipien, insbesondere auf die Achtung der Menschenwürde sowie der Menschen- und Bürgerrechte, und schließt die Ablehnung extremistischer Grundhaltungen ein. Schülerinnen und Schüler erkennen durch die kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Welt- und Menschenbildern und mit freiheitsgefährdenden Gegenmodellen zur Demokratie die Notwendigkeit der Wertgebundenheit unserer Demokratie. Beispiele aus der aktuellen Diskussion verdeutlichen das Spannungsverhältnis von Selbstverwirklichung im Rahmen bürgerlicher Freiheiten und Integration in die Gesellschaft. Konfliktfähigkeit und Kompromissbereitschaft werden durch die Einsicht in die Notwendigkeit von Kompromissen und die Lösung von Konflikten nach demokratischen Spielregeln gefördert. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler die Regeln für ein friedliches Austragen politischer Konflikte kennen und beachten lernen sowie die Bereitschaft entwickeln, Kritik aufzunehmen und zu verarbeiten. Die Thematisierung unterschiedlicher Lebensformen und Vorstellungen sowie der immer wieder zu leistende Perspektivenwechsel tragen zur Herausbildung von Empathie und Toleranz auf der Basis eines gesicherten Wertefundaments bei.

Dem Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler kommt im Fach Politik und Gesellschaft eine ganz besondere Bedeutung zu. Im Unterricht werden Ereignisse und Entwicklungen thematisiert, die die Schülerinnen und Schüler unmittelbar oder mittelbar betreffen, vom lokalen bzw. regionalen und nationalen Geschehen bis hin zu europaweiten und weltpolitischen Vorgängen. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei, zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden, und werden auf ihrem Weg zu mündigen, wertorientierten und rational handelnden Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern unterstützt. Sie können einerseits selbstbewusst eigene Interessen vertreten, zeigen sich andererseits aber auch verantwortungsbewusst, konsensfähig und tolerant und sind in der Lage, sich in die Schulgemeinschaft und die Gesellschaft insgesamt zu integrieren.

Schülerparlament am Gymnasium Lappersdorf

Am Gymnasium Lappersdorf können die Schülerinnen und Schüler diese erlernten Kompetenzen in einem demokratisch gewählten Schülerparlament erproben, in dem sie über Belange entscheiden, die in der Schulgemeinschaft für wichtig erachtet werden. In einer jährlich stattfindenden Wahl nach den allgemeinen demokratischen Wahlgrundsätzen werden die Mitglieder des Parlaments bestimmt. Dabei hat jede Schülerin bzw. jeder Schüler die Möglichkeit, sich als Kandidatin bzw. Kandidat aufstellen zu lassen. In drei bis vier Parlamentssitzungen pro Schuljahr, in denen die Anträge aus der Schülerschaft behandelt werden, erörtern die Parlamentarierinnen und Parlamentarier die eingebrachten Themen und bilden Ausschüsse für deren Bearbeitung und Umsetzung.

So wird am Gymnasium Lappersdorf „mehr Demokratie gewagt“ und „politisch gehandelt“. Die demokratische Mitgestaltung der Politik wird durch das Schülerparlament so transparent und konkret. In respektvollen und achtsamen Diskussionen lernen die Schülerinnen und Schüler dabei auf der Grundlage des Menschenbildes der Demokratie eigenverantwortlich zu handeln, erwerben Urteilsfähigkeit und übernehmen Verantwortung in der Schule und damit in der Gesellschaft.

 

Zusammenarbeit mit anderen Fächern

Als Leitfach der Politischen Bildung ist es Aufgabe des Faches Politik und Gesellschaft, Kenntnisse, die in verschiedenen anderen Fächern im Sinn eines aufbauenden Lernens im Bereich der Politischen Bildung erworben wurden, nach den Kategorien des Faches zu systematisieren und in einen umfassenden, das Politische akzentuierenden Zusammenhang zu stellen. In den Jahrgangsstufen 10 mit 13 ist fächerübergreifende Zusammenarbeit mit vielen anderen Fächern, vor allem den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, sehr gut möglich. Aber auch wirtschaftliche Zusammenhänge und vor allem deren politische Wirksamkeit sind Inhalte des Unterrichts im Fach Politik und Gesellschaft.

In der Oberstufe können Kenntnisse und fachspezifische Kompetenzen im Rahmen der beiden Seminare vertieft werden.

Regelmäßig wirkt das Fach Politik und Gesellschaft bei Projekten und Studientagen, auch als Beitrag zur Wissenschaftswoche in der Jahrgangsstufe 11 sowie zur Umsetzung des Gesamtkonzepts Politische Bildung an bayerischen Schulen und grundsätzlich zu Themen der Politischen Bildung mit.

Mögliche Exkursionen und Unternehmungen

  • Lernort Staatsregierung
  • Besuch des Bayerischen Landtages
  • Europa macht Schule
  • Planspiel (Europäische Akademie Bayern)

 

Lehrplaninhalte in den einzelnen Jahrgangsstufen

10. Klasse: 

1. Werte leben im demokratischen Staat

2. Politische Verantwortung übernehmen für sich und andere

3. Das Zusammenwirken der politischen Institutionen in Deutschland 

4. Grundzüge der internationalen Zusammenarbeit

 

11. Klasse:

1. Die Bedeutung der demografischen Entwicklung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt

2. Politische Willensbildung im Medienzeitalter 

3. Eintreten für den demokratischen Rechtsstaat

4. Die föderale Demokratie Deutschlands

5. Die politische Gestaltung globalen Zusammenlebens

 

12. Klasse:

1.  Frieden und Sicherheit als zentrale Motive deutsche Außenpolitik

2.  Das europäische Projekt 

3. Politische Systeme vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen 

4. Möglichkeiten der Demokratieförderung

 

13. Klasse:

1. Modernisierungsprozesse und ihre Auswirkungen auf das Zusammenleben in Deutschland

2. Formen sowie Auswirkungen sozialer Ungleichheit und sozialer Mobilität

3. Die Bedeutung des Sozialstaats vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen  

4. Internationale Konfliktbearbeitung vor dem Hintergrund des Völkerrechts

 

Grundlegendes und erhöhtes Anforderungsniveau

In der Qualifikationsphase besteht die Möglichkeit, mit dem Fach Politik und Gesellschaft als Wahlpflichtfach in der Jahrgangsstufe 13 die Belegung auf grundlegendem Anforderungsniveau aus der Jahrgangsstufe 12 fortzusetzen und die mündliche oder schriftliche Abiturprüfung abzulegen. Die Wahl des Leistungsfachs Politik und Gesellschaft eröffnet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich auf erhöhtem Anforderungsniveau vertieft mit Methoden, Inhalten und Kompetenzen des Faches auseinanderzusetzen. Neben vertiefenden Kompetenzerwartungen und Inhalten in allen Lernbereichen werden im Leistungsfach zusätzliche Lernbereiche behandelt:

  • Lernbereich 12.3 Politische Theorien und Utopien für die Gestaltung der Zukunft nutzen
  • Lernbereich 13.1 Soziologische Theorien als Erklärungsansätze für die moderne Gesellschaft nachvollziehen und für die eigene Lebenswelt reflektieren

Ergänzt werden die Vertiefungen im Leistungsfach durch ein Planspiel bzw. eine politische Simulation in der Jahrgangsstufe 12:

  • Lernbereich 12.2 Das europäische Projekt verstehen und mitgestalten:
    Die Schülerinnen und Schüler erleben in einem Planspiel Rechtssetzung auf Ebene der EU und reflektieren anschließend den politischen Prozess in der Europäischen Union.

Außerdem wird in den Jahrgangsstufen 12 und 13 jeweils ein Projekt verankert:

  • Lernbereich 12.4 Politische Systeme vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen vergleichen und Demokratie wertschätzen:
    Die Schülerinnen und Schüler gestalten ein Projekt zum Umgang mit antidemokratischen Einstellungen und präsentieren ihre Ergebnisse im schulischen Rahmen, um sich für eine demokratische Grundhaltung zu engagieren.
  • Lernbereich 13.5 Internationale Konfliktbearbeitung vor dem Hintergrund des Völkerrechts reflektieren:
    Die Schülerinnen und Schüler gestalten ein Projekt zu Chancen und Hemmnissen internationaler Kooperation am Beispiel eines aktuellen Konflikts (ggf. unter Einbeziehung von außerschulischen Expertinnen oder Experten) und präsentieren ihre Ergebnisse im schulischen Rahmen.